Ethylenoxid ist ein farbloses, hochentzündliches Gas mit süßlichem Geruch. Es wird zur Begasung und Desinfektion von medizinischem Gerät oder zur Bekämpfung von Pilzen und Bakterien in Lebensmitteln wie Gewürzen, Nüssen und Ölsaaten eingesetzt. Bei Sesam sollen häufig nachgewiesene Darmbakterien (z. B. Salmonellen) abgetötet werden. [3] Rückstände an Ethylenoxid sind aufgrund des hohen Dampfdruckes und der hohen Reaktivität vergleichsweise gering. Durch Ringspaltung in Gegenwart von Chlorid wird jedoch das wesentlich stabilere 2-Chlorethanol gebildet. [4]
Keine Zulassung für den europäischen Markt
In der EU ist der Einsatz von Ethylenoxid bereits seit 1991 nicht mehr zulässig, da es als kanzerogen und mutagen eingestuft wurde. Im Jahr 2008 wurde die jetzt gültige Rückstandsdefinition der Summe aus Ethylenoxid und 2-Chlorethanol, ausgedrückt als Ethylenoxid, festgesetzt. Für Sesam und andere Ölsaaten ist der Höchstgehalt seit 2015 auf 0,05 mg/kg festgesetzt. [3]
Rückruf von Sesam-Produkten
Im Herbst 2020 wurden in Belgien hohe Gehalte von Ethylenoxid in Sesamsaaten aus Indien festgestellt und über das europäische Schnellwarnsystem RASFF kommuniziert. Die verunreinigten Sesamsamen und daraus hergestellte Produkte gelangten über Belgien und die Niederlande in 24 EU Staaten und 9 Drittländer. [1,3] In einem kurzfristig veranlassten Sonderuntersuchungsprogramm hat das CVUA Stuttgart im November 2020 insgesamt 22 Proben Sesam auf Ethylenoxid und 2-Chlorethanol analysiert. Fünf Proben wurden wegen der Überschreitung des Summenhöchstgehaltes Ethylenoxid beanstandet (Gehalte zwischen 0,13 und 10,5 mg/kg Summe Ethylenoxid). Vier der fünf Sesamproben stammten aus Indien, in einem Fall war Afrika als Herkunft angegeben. Diese Proben sind aufgrund der Höchstmengenüberschreitung in der EU nicht verkehrsfähig und aufgrund der inzwischen vorliegenden toxikologischen Bewertung des BfR darüber hinaus auch als nicht sicher zu beurteilen. [3] Es kann davon ausgegangen werden, dass zumindest bei Sesamsamen mit „hohen“ Gehalten an Ethylenoxid eine aktive Anwendung zur Entkeimung der Sesamsamen stattgefunden hat, um deren mikrobiologische Sicherheit zu gewährleisten. Bei „geringeren“ Gehalten an Ethylenoxid sind auch Kreuzkontaminationen durch eine Begasung von Schiffscontainern o.ä. möglich. [2]
Sicherheit durch Einzelmethode
Eine gängige Analysenmethode wandelt vorhandenes Ethylenoxid in 2-Chlorethanol um, dieses wird direkt quantifiziert und es erfolgt eine Rückrechnung auf den Ethylenoxidgehalt. Es handelt sich um ein aufwändiges spezielles Verfahren, das in unserem Mérieux Partnerlabor in Italien durchgeführt wird.
Literatur:
[1] https://ec.europa.eu/food/sites/food/files/safety/docs/rasff_ethylene-oxide-incident_crisis-coord_sum.pdf
[2] https://www.lebensmittelverband.de/de/mitglieder/mitgliederbereich/mitgliederbereich-dokument/dv-dokument/DOC-l- 2020-845
[3] https://www.cvuas.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=5&ID=3296
[4] https://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche-bewertung-von-ethylenoxid-rueckstaenden-in-sesamsamen.pdf