Obwohl Phthalate hauptsächlich als Weichmacher verwendet werden, sind sie auch in Klebstoffen, Dichtungsmitteln, Farben, Gummimaterialien, Drähten und Kabeln, Bodenbelägen, Verpackungen und anderen Lebensmittelkontaktmaterialien, medizinischen Geräten und Sportgeräten zu finden.
Aufgrund ihrer breiten Verwendung sind Phthalate fast überall in unserer Umwelt zu finden. Wir sind Phthalaten über die Nahrung, die Haut und die Luft ausgesetzt. Da Phthalate in den Materialien, denen sie zugesetzt werden, nicht chemisch gebunden sind, können sie leicht ausgelaugt werden oder ausdampfen. Nicht alle Phthalate sind gründlich untersucht worden, aber es gibt Hinweise darauf, dass einige von ihnen gesundheitsschädlich sind, da sie zum Beispiel unser Hormonsystem stören und Allergien auslösen können. Aus diesem Grund ist die Verwendung bestimmter Phthalate sowohl in Europa als auch weltweit gesetzlich geregelt.
Aufgrund ihrer endokrinen Eigenschaften ist die Verwendung von Phthalaten in Verbraucherprodukten innerhalb der EU/EWR ab Juli 2020 eingeschränkt.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat am 12. Mai 2022 ein aktualisiertes wissenschaftliches Gutachten zu fünf Phthalaten veröffentlicht, die für die Verwendung in Kunststoffen mit Lebensmittelkontakt zugelassen sind und die von der EFSA bereits im Jahr 2005 bewertet wurden. Diese fünf Stoffe sind unter den Bezeichnungen DBP, BBP, DEHP, DINP und DIDP bekannt:
- Di-Butylphthalat (DBP) - FCM Nr. 157
- Butylbenzylphthalat (BBP) - FCM Nr. 159
- Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) - FCM Nr. 283
- Diisononylphthalat (DINP) - FCM Nr. 728
- Diisodecylphthalat (DIDP) - FCM Nr. 729
Die Sachverständigen der EFSA legten für vier dieser fünf Phthalate (DBP, BBP, DEHP und DINP) eine neue gemeinsame tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (Gruppen-TDI) von 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht (µg/kg KG) fest. Das fünfte Phthalat in der Bewertung, DIDP, wirkt sich nicht auf den Testosteronspiegel bei Föten aus, weswegen die EFSA für diesen Weichmacher aufgrund seiner Auswirkungen auf die Leber einen separaten TDI von 150 µg/kg KG pro Tag festgelegt hatte (vgl. Risikobewertung der EFSA aus 2005).
Die EFSA kam zu dem Schluss, dass die derzeitige Exposition gegenüber diesen fünf Phthalaten über Lebensmittel kein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt. Die Aufnahme von DBP, BBP, DEHP und DINP liegt für Durchschnittsverbraucher in der Summe bei 7 µg/kg Körpergewicht bzw. um den Faktor sieben unter dem als sicher geltenden Grenzwert, während die Exposition für Vielverzehrer 12 µg/kg Körpergewicht beträgt und den Gruppen-TDI somit um den Faktor vier unterschreitet. Für DIDP liegt die ernährungsbedingte Exposition von Vielverzehrern 1500-mal unter dem sicheren Wert.
Trotz dieser Schlussfolgerungen hat die EFSA mit vorbereitenden Arbeiten für die Neubewertung von Phthalaten, strukturell ähnlichen Stoffen und Ersatzstoffen begonnen, die möglicherweise als Weichmacher in Lebensmittelkontaktmaterialien (FCM) verwendet werden. Dieses Mandat beinhaltet die Aufforderung, Migrationsdaten im Zusammenhang mit ernährungsbedingten Expositionsbewertungen zu berücksichtigen. Zu diesem Zweck beabsichtigt die EFSA, Ergebnisse aus experimentellen Studien zu FCM zu sammeln, worunter z. B. Prüfungen zur Migration von Weichmachern aus FCM unter Verwendung von Lebensmitteln/Lebensmittelsimulanzien oder Untersuchungen zum Gehalt von Weichmachern zählen.
Nationale Lebensmittelbehörden, Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Lebensmittelunternehmer und andere Interessengruppen sind aufgefordert, Daten über die Migration oder das Vorkommen von Weichmachern (Phthalate, strukturähnliche Stoffe und Ersatzstoffe) in FCM vorzulegen. Der Entwurf einer Liste von Stoffen, die als potenzielle Weichmacher identifiziert worden sind (CEP-Gremium der EFSA, 2022) und daher im Rahmen dieser Aufforderung zur Einreichung von Daten berücksichtigt werden sollten, ist unter doi.org/10.5281/zenodo.6519824 verfügbar. Beispiele sind Phthalate, Terephthalate, Citrate und Benzoate.
Die öffentliche Konsultation der EFSA zu diesem Thema ist noch bis zum 7. Juli 2022 geöffnet:
„Draft protocol for the hazard assessment as part of the risk assessment of phthalates, structurally similar substances and replacement substances potentially used as plasticisers in materials and articles intended to come into contact with food“.
Unsere Labore unterstützen Sie bei allen Fragen zu Phthalaten und können deren Gehalt in Lebensmittelkontaktmaterialien bestimmen. Darüber hinaus führen wir auch Migrationsprüfungen durch.
Quellen:
- Identification and prioritisation for risk assessment of phthalates, structurally similar substances and replacement substances potentially used as plasticisers in materials and articles intended to come into contact with food
- Call for collection of data on phthalates, structurally similar substances and replacement substances migrating from or occurring in food contact materials (Plasticisers_FCM_2022)
- Draft protocol for the hazard assessment as part of the risk assessment of phthalates, structurally similar substances and replacement substances potentially used as plasticisers in materials and articles intended to come into contact with food
- Phthalates. ECHA (European Chemicals Agency)
- Phthalates and other plasticisers: priorities for reassessment
- FAQ: phthalates in plastic food contact materials